Vorweg ein Geständnis: Ich habe noch nie einen Kochkurs besucht. Die Bilder die ich damit verbinde enthalten entweder dutzende Säcke Zwiebeln, die in perfekte Würfel zerlegt müssen, oder andächtig lauschende Schüler, die ihrem Vorturner an den Lippen hängen.
Aber was habe ich mich gefreut, als Frau Küchenlatein vorschlug, an der September-Kochklasse teilzunehmen. Allen Gruselbildern zum Trotz wollte ich schon länger einen Kurs besuchen. Das Thema „vegetarisch genießen„ passt auch gut in den aktuellen Schlachtplan, häufiger auf tierische Produkte zu verzichten. Also nichts wie hin.
Die Kochklasse wird von Mathias Apelt durchgeführt,der derzeit im Kieler Kaufmann die Gäste verwöhnt. Die Räumlichkeiten werden vom Küchenhaus Maus gestellt. Man kocht in einer Küchenausstellung! Voller hochwertiger Küchen! Mit den Ausstellungsgeräten! Moment, ich muss kurz mal in die Papiertüte atmen.
Bewaffnet mit Kamera und Schreibzeug – ich habe mir übrigens keine einzige Notiz gemacht, dafür gab es aber auch ein Rezeptheft – ging es am Sonntag also zum Küchenhaus. Zum Auflockern ein Sekt und dazu ein wenig Baguette überbacken mit Ziegenkäse. Kein Foto. War zu lecker und ich zu hungrig.
Als alle da waren, ging es auch gleich los und die ersten Aufgaben wurden verteilt. Zwiebeln schneiden kann ich. Aber die Zerlegung von Artischocken war neu. Wenn man erstmal den Dreh raus hat, es das erstaunlich simpel. Einfach den Stiel abdrehen (vorher mit etwas roher Gewalt an der Tischkante mit Hebelwirkung anlösen) und man hat einen schicken Pinsel. Damit könnte man Sößchen auf Tellerchen pinseln, wenn man denn wollte. Anschließend die unteren Blätter ablösen, an der Sollbruchstellendelle zerscheiden und danach einfach wie einen Kohlrabi behandeln, also alles abschälen, was nicht maximal hellgrün ist.
Am Ende noch das Heu rauspuhlen und der Boden ist bereit für die weitere Zubereitung. Ich mochte Artischocken bisher nicht. Das hat sich geändert. Gekocht und dann gebraten ist das Zeug unglaublich lecker! Außerdem habe ich ein bisher unentdecktes Talent zum Vorschein gebracht. Gebt mir mehr Artischocken zum Ausnehmen!
Geplant war, die gebratenen Artischocken zu den Falafel zu essen, das haben wir aber nicht geschafft. Daher gab es erst Falafel, dann die Artischocke. Beides hervorragend.
Die rohen Falafel.
Und gebraten mit etwas Rucola Feldsalat.
Als zweiter Gang stand etwas auf dem Plan, das mich schon im Vorfeld ständig kichern ließ: Einkorn-Ziegenkäse-Bällchen. Einhorn-Einkorn. Hihi.
Aus dem eingeweichten Urkorn, Einkornflocken, Gewürzen und Ziegenkäse wurden unglaublich schmackhafte Buletten gezaubert. Der als Unterlage dienende Mangold war auch nicht schlecht, aber keine Offenbarung.
An diesem Punkt war ich das erst Mal satt. Und etwas angeschickert.
Half aber alles nichts, der Kürbis-Haselnuss-Bulgur musste zubereitet werden.
Der Bulgur kam in den Dampfgarer (Küchstudio FTW!) und der kleingeschnippelte Kürbis zum Anrösten in den Ofen. Warum hat mir denn niemand erzählt, dass angerösteter Butternut so verdammt gut schmeckt? Ich hätte das Zeug direkt vom Blech wegfuttern können.
Zusammen mit gerösteten Haselnüssen, Kürbiskernen, Tomaten, Gewürzen und Öl entstand aus Bulgur und Kürbis dann mein persönlicher Favourit des Nachmittags.
Ich wollte nie wieder etwas anderes essen.
Dann kamen die Burrata-Trüffel-Ravioli. Himmlisch!
Es gab auch eine Variante mit Tomatenchutney-Artischocken-Füllung. Die war mir aber zu säuerlich.
Alle Teilnehmer jammerten mittlerweile über ihre vollen Bäuche, aber auch der nächste Gang musste noch gegessen werden: Kürbissuppe mit Tahini und Joghurt.
Der im Ofen geröstete Butternut gesellte sich zu ebenfalls im Ofen vorbereiteten Hokkaido und einer ordentlichen Portion Gemüsebrühe, die im Laufe des Nachmittags aus den Abschnitten entstand. Was für ein großartiger Tipp! Ich werde nie wieder Gemüse- und Kräuterabschnitte wegwerfen. Selbst die Kürbiseingeweide landeten im Topf.
Die Suppe selbst war mir wieder etwas zu sauer, aber die Grundidee mit Tahini und Sesam zu arbeiten, gefällt mir. Und aufgegessen habe ich auch.
Wir näherten uns dem Finale: Quitten-Nougat-Strudel mit Tonkabohnen und Rieslinggelee.
Das Rieslinggelee ist ein tolles Spielzeug. Agar-Agar sorgt für eine interessante Konsistenz. Damit muss ich unbedingt experimentieren.
Der Strudel war mir zu trocken, allerdings war auch das Nougat unter die Räder gekommen. Strudelteig ist pflegeleichter als erwartet. Frau Küchenlatein hatte sich aber auch besonders viel Mühe beim Kneten gegeben.
Zum Strudel gab es den wohlverdienten Espresso – habe ich erwähnt, wie großartig es ist, in einer Küchenausstellung zu kochen?!
Dann waren auch schon 6 Stunden rum. Müde, satt und zufrieden ging es nach Hause auf die Couch.
Vielen Dank an das tolle Team vom Kieler Kaufmann, an die Brüder Maus und an die anderen Teilnehmer für einen kurzweiligen, lehrreichen Nachmittag!